Havanna an der Lahn
Die Tabak- und Zigarrenindustrie - Grundlage und Schrittmacher des wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt Gießen und seiner Umgebung
Beschreibung
Bis um das Jahr 1800 zählte Gießen etwa 5000 Einwohner. Die Beschreibung der Stadt durch zeitgenössische Betrachter war wenig schmeichelhaft.
Im Gießener Wochenblatt war um 1770 zu lesen: Die
... weiterlesenGassen sind schmutzig und verfahren, die Häuser klein und hässlich, überall sind Scheunen und offene Misthaufen zu finden. Die Umgegend ist versumpft, die Wälder verwüstet, die Felder und Gärten in schlechtem Zustand. Selbst 1833 fiel die Bewertung, durch Georg Büchner, einer der bekanntesten Bewohner Gießens, der sein Hauptwerk „ Der Hessische Landbote“ in Gießen verfasste, mit der Aussage das Gießen sich in „Allem durch eine hohle Mittelmäßigkeit auszeichne“, nicht gerade schmeichelhaft für die Stadt aus.
Die Stadt und ihre Umgebung waren in dem Zeitraum um 1800, wie viele andere deutsche Städte, durch den landwirtschaftlichen Erwerb seiner Bevölkerung geprägt. Das ausgerechnet Napoleon einen maßgeblichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Gießen hatte, ist allerdings in die Kategorie der „ungewollten Ereignisse“ einzuordnen.
Es war die Einführung des staatlichen Tabakmonopols im Herzogtum Berg, welches Napoleon gegründet hatte. Der Dillenburger Kaufmann Georg Philipp Gail betrieb eine kleine Rauchtabak- Fabrik in Dillenburg, welches zum Herzogtum Berg gehörte. Durch die Einführung des staatlichen Tabakmonopols wurde die Weiterführung der betrieblichen Aktivitäten für Georg Philipp Gail unmöglich, so dass er gezwungen war nach einer anderen Produktionsstätte, die außerhalb des Herzogtum Bergs lag, zu suchen.
In dem Zeitraum von 1812 bis 1920 war die Tabak und Zigarrenindustrie der wichtigste Industriezweig in Gießen und der näheren Umgebung. Einige der ursprünglichen Fabrikationsstätten sind heute noch in Gießen zu finden.
Weitere Industriezweige folgten und legten den Grundstein für die rasante Bevölkerungsentwicklung der Stadt, die sich bereits im Jahr 1900 versechsfacht hatte.
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